Schon seit langem zelebriere ich meine „Saisonalen Genießer Rituale“. 🙂
Ich experimentiere dabei mit minimalistischen Rezepten, die auch dem guten alten Pfarrer Kneipp gefallen hätten. Dieser forderte schon vor über 100 Jahren:
„Lass das Natürliche so natürlich wie möglich. Die Zubereitung der Speisen soll einfach und ungekünstelt sein. Je näher sie dem Zustande kommen, in welchem sie von der Natur geboten werden, desto gesünder sind sie.“
Sebastian Kneipp (1821 – 1897), deutscher Naturheilkundler und katholischer Theologe
Die von mir kreierte Holunderblütenkiwi ist einfach gemacht: eine reife Kiwi aufschneiden und einige Holunderblüten draufstreuen. Auslöffeln und bei Bedarf weitere Blüten nachstreuen. Lecker!!!
Es macht Spaß die Natur auf diese Art wieder zu entdecken.
Dieses „Rezept“ einer Holunderblütenkiwi macht deutlich, was uns im industriellen Zeitalter fehlt: der Bezug zur Natur.
Wir erwarten von einer Nahrungsmittelindustrie, dass sie uns gesund ernährt! Wie soll das gehen, wenn diese gleichzeitig an ein ausschließlich gewinnorientiertes Wirtschaftssystem gekoppelt ist?
Für mich ist es ist einfach Holunderblüten zu pflücken, ich habe sie in meinem Garten. Von der Rezeptidee bis zur Umsetzung und die anschließende Dokumentation mit meiner Kamera dauert es knapp 5 Minuten. Aber wer von uns hat natürliche Nahrungsmittel schon im direkten Zugriff?
In den letzten Jahren hat die Lebensmittelproduktion die Sehnsucht ihrer Konsumenten entdeckt. Zurück zur Natur ist seit dem die Devise. Es werden alkoholische „In“ Getränke kreiert, die dem Kunden das Gefühl geben natürlich zu leben.
Der Hugo ist ein gutes Beispiel dafür. Holunderblütensirup, etwas Pfefferminzaroma, Alkohol und schon sind wir glücklich. Glücklich über eine Kohlenhydratsuppe mit ein paar Aromen?
Wir wundern uns über die Zunahme von Zivilisationskrankheiten, wie Diabetes und Bluthochdruck und konsumieren weiter fröhlich hoch verarbeitete und gezuckerte Nahrungsmittel in Hochglanzverpackungen!
Aber nicht nur das:
Auf dem Lande, wo Holundersträucher an der Ecke stehen, treffen sich Vereine und Verbände zu Kaffee und Kuchen. Oder zu Bier und Bratwurst. Gesundes? Fehlanzeige!
„Zu viel Arbeit“ winken die von mir Angesprochenen ab.
Was ist arbeitsintensiver, eine Kiwi aufzuschneiden und ein paar Holunderblüten darauf zu streuen oder eine Hugotorte zu backen?
Aber die liebe Gewohnheit – ich weiß!
Nichts ist so fest in uns verankert, wie unsere Essgewohnheiten. Aber es wird wirklich höchste Zeit diese Ketten abzuschütteln. Ich freu mich schon auf das nächste Dorfgemeinschaftstreffen, das mit einem gemeinsamen Spaziergang beginnt, auf dem einige der kulinarischen Highlights für das Schlemmen danach frisch mitgenommen werden.
Danach hängt man nicht komatös auf dem Stuhl wie nach der Hugotorte, sondern hüpft beschwingt von einem Nachbarn zum anderen.
Versprochen!
🙂