Seit Anfang des Jahres experimentiere ich auf meinem Esstisch zum Thema Indoor farming.
Meine bisherigen Kandidaten aus der Kohlfamilie waren Rosenkohl, Wirsing und die Neuzüchtung Kohlröschen. Der Wirsing war der Erste in der Versuchsreihe und er begeistert mich immer noch.
Nach dem Gemüsekauf im Oktober lag er im Kühlschrank und wurde Blatt für Blatt für die Küche geerntet. So lange, bis nur noch ein kleiner, blasser Knödel übrig war. Das war nach Silvester und die Frage war nun: aufessen oder experimentieren?
Das leckere extra zarte Herz des Wirsings war natürlich sehr verlockend, aber nach dem die Tischdeko der Feiertage vom Tisch verbannt war, bot es sich an etwas Neues, möglichst Hübsches zu kreieren. Also los!
Zunächst wanderte der Auserwählte in ein Dessertschälchen und bekam etwas Wasser und einen Logenplatz.
Nach und nach gesellten sich noch einige Rosenkohlröschen und Kohlröschen in wassergefüllten Schnapsgläsern dazu. Da sie um diese Zeit in rauhen Mengen den Markt überschwemmen, stöpselte ich an einigen Nebenschauplätzen in Haus und Garten noch ein paar in erdgefüllte Töpfe.
Während die Kohlröschen ohne an Pracht zu verlieren überall unbeeindruckt weiter wuchsen, sogar bei Minusgraden auf der Loggia, sahen die Rosenkohlbabys zunehmend bemittleidungserweckend aus. Der Frostkandidat versagte sofort.
Es dauerte nicht lange, da endeckte ich die ersten Wurzeln am Wirsing, dann an den Kohlröschen und sogar die Rosenkohlknöllchen zeigten die ersten kleinen weißen Auswölbungen, gerade rechtzeitig bevor ich sie entsorgen konnte.
Der Wirsing glich zunehmend einen grünen Tierkopf, der mich ansah, und morgendlich begrüßte. Fast so wie ein personifiziertes Dankeschön.
Dann entfalteten sich nach und nach die wunderschönen Blätter. Auch die Kohlröschen wurden größer und thronten nun selbstständig auf dem Rand der Schnapsgläser. die Rosenkohlkugeln bekamen eine Stütze aus einem Stück Verpackungsmaterial aus dem Supermarkt, was sie nicht attraktiver machte.
Doch dann wuchsen neben den Rosenkohlbällchen kleine Nebenpflänzchen. Sie wurden größer bis ich schließlich an einem eine winzige Blütenknospenrosette entdeckte.
Nun sehne ich den Tag entgegen, an dem ich ein finales Foto mit dem erblühten Minikohl schießen und dann ernten kann.
Und dann werden die optisch unattraktiven Rosenkohlbabies die Ersten sein, die im Keller in ein Regal mit professioneller LED-Beleuchtung und Wasserversorgung einziehen werden.
Jetzt muss ich mich nur noch für die entsprechende Anlage entscheiden! ??? !

Der Wirsing hat inzwischen Wurzeln und ähnelt gespenstischerweise langsam einem Aliengesicht – oder will er „DANKE“ sagen?