Lebender Blumenstrauß (Sommer)

Ich hatte ja schon mal im Winter ein Beispiel für meine lebenden Blumensträuße gepostet, nun kommt die Sommervariante.

Seit Jahren bin ich schon dran an meinem Projekt nachhaltiger, blühender Zimmergarten. Mir gefällt meine bisherige Komposition, die sich inzwischen über mein ganzes Wohnhaus erstreckt schon super.

Der einzige Knackpunkt ist meine blühende Esstischdekoration.

Diese Baustelle wird vermutlich niemals zu meiner Zufriedenheit gelöst.

Das Problem: Die Blätter und Blüten drehen sich immer zum Fenster, so dass man von allen Tischseiten immer nur ein unbefriedigendes optisches Bild erhält.

Blütenpflanzen, die das nicht tun, blühen leider nicht ununterbrochen rund ums Jahr. Und genau das möchte ich gerade morgens beim Frühstück haben!

Also improvisiere ich immer wieder neu.

Momentan haben es mir blühende Stecklinge von meinen Sommerblumen aus dem Garten angetan:

Kosmeen, Bidens, und eine gelbblühende Polsterblume, dessen Namen ich immer wieder vergesse, nennen wir sie „schattenliebendes Goldschüsselchen“ ( 🙂 ), bilden blühend und knospend langsam ihre Wurzeln aus.

Die einzigen Pflege, die sie von mir haben möchten, sind ab und zu frisches Wasser und, wenn ich die Gläschen nicht in Keramik oder anderen Gefäßen verstecke, eine Grundreinigung der Gefäße, falls sich Kalkablagerungen oder Algen gebildet haben.

In Blühpausen ergänze ich mit Wald-,Wiesen- oder Gartenblüten. So wie heute. Da ich allerdings bei meiner Pflanzenauswahl nicht nur auf die Blüten, sondern auch auf die Blattformen achte, lasse ich sie auch manchmal puristisch ohne Blüten.

Ja, das halte ich auch mal kurz aus 🙂

 

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lebender Blumenstrauß

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Flowers on the rocks

 

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Blumen „halb und halb“

Rauchende Brennnesselmännchen

Bei meinen Kursen im Schulbiologiezentrum Hannover werde ich immer wieder gefragt, wie man die unterschiedlichen Geschlechter der Brennnesseln unterscheiden kann.

 

Das ist ganz einfach, zumindest in der Blütezeit 😉

Die Brennnesselweibchen, die später die wertvollen Früchte für den Brennnesselkaviar tragen, haben hellgrau gefärbte Blüten. Ihre Früchte sind dunkelgrün und kantig.

Die Brennnesselmännchen haben gelblich-grüne Blüten, mit kleinen runden Kügelchen. Aus diesen Kügelchen entweichen jetzt im Sommer die Pollen. Es sieht dann so aus, als ob über den Pflanzen Rauchwölckchen aufsteigen würden.

Nach der Blüte sind die Männchen nackt und die Weibchen schwer beladen mit Fruchtständen.

Schaut mal genau hin!

Wer sich nicht sicher ist, kommt am Besten am Sonntag, den 13.08.2017 um 10.30 Uhr in das Schulbiologiezentrum Hannover, dort bin ich im Rahmen des Sonntagsvormittagsprogramms mit dabei.

Bis dann …

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Dr feine Blütenstaub der Brennnesselmännchen macht sich auf den Weg zu den Weibchen. An heißen Tagen sieht es aus , als wenn Rauchschwaden aufsteigen.

 

Meine Blumenwiese – Eine Liebeserklärung

 

Jedes Jahr um diese Zeit staune ich über meine Blumenwiese. Sie wurde nicht ausgesät, sondern entwickelt sich seit 3 Jahren in einem stetigen Prozess aus einer ehemaligen Rasenfläche.

Wo jahrzehntelang Kinder tobten und Rasenmäher dröhnten, herrscht nun die Natur.

 

Im ersten Jahr war ich der Verzweiflung nahe. Fast alles was ich meiner Wiese an schönen Blütenpflanzen anbot, fiel der Wühlmaus, die nach dem Neubau auf der angrenzenden ehemaligen Rinderweide zu mir flüchtete, zum Opfer. Auch die Idee, Pflanzen im Topf in die Wiese zu stellen, ging schief: begeistert zogen Milliarden von Wiesenameisen ein, von deren Existenz ich bis dahin völlig in Unkenntnis war.

 

Doch es gab auch Lichtblicke. Die Moschusmalve entwickelte sich prächtig, das Seifenkraut blieb am Leben und der Oregano breitete sich aus. Bereits bestehendes blieb: Blutweiderich, Pfirsichblättrige Glockenblume, Sibirische Iris, Fieberklee, Zitronenmelisse, rotstielige Pfefferminze…

 

Die Natur brachte weitere Highlights dazu: Walderdbeere, Schafgabe, Storchschnabel, Braunelle, Sauerampfer, nesselblättrige Glockenblume und Veronika fraßen sich durch das Gras.

 

Ständig kommt neues dazu, von allein oder als menschliche Zwangsintegration. Jetzt, im Sommer, sitze ich hier und genieße. Die reifenden Früchte von Akelei, Spitzwegerich und Weißklee malen die Frühlingserinnerung ins Bild. An heißen Tagen geben die explodierenden Früchte der Platterbsen ein Kastagnettenkonzert. Schmetterlinge gaukeln durch das sommerliche Blütenfeuerwerk. Hunderte von Käferpärchen treffen sich auf dem reifenden Gras, während die schwarze Königskerze ihren imposanten Blütenstand erhebt und der Schlangenkopf auf seinen Auftritt wartet.

 

Vögel testen den Tiefflug und Minikröten und Blindschleichen kreuzen den von mir getrampelten Pfad.

 

Selbst nachts, wenn die Grillen zirpen und die Glühwürmchen leuchten, gerate ich in den Bann meiner Wiese.

 

Diese Wiese berührt mich, wie es keine noch so schöne Blumenrabatte kann. Hier darf die Natur gestalten. Und manchmal ich.

 

Mit Schere und Hacke dirigiere ich das Spektakel. Manches wird einfach aufgegessen, eingesalzen oder kopfüber zum Trocknen aufgehängt, anderes landet in der Vase oder wird zu Blumenerde kompostiert.

 

Und im Januar, wenn die Tage wieder länger werden und mich die ersten schönen Sonnentage nach draußen locken, gehe ich auf meine Wiese und räume auf. Mit Harke und Gartenhandschuhen nehme ich mir eine Pflanzengattung nach der anderen vor. Alles was im Herbst noch kräftig Widerstand geleistet hat, bricht nun leicht in meinen Händen.

 

Nach getaner Arbeit sitze ich im Sonnenschein auf meiner Wiese und sehe dem  Dampf aus meiner Teetasse beim Aufsteigen zu. Der Geschmack der Zitronenmelisse lässt mich vom Frühling träumen.

 

Er ist schon ganz nah!